Schloss Wiepersdorf

15. Kolloquium der Internationalen Arnim-Gesellschaft

Internationale Arnim-Gesellschaft © Frauke Eckhardt

15. Kolloquium der Internationalen Arnim-Gesellschaft

Vom 17. bis zum 20. Juli fand das Kolloquium der Internationalen Arnim-Gesellschaft (IAG) zum Thema „Spiel und Spielen in der Romantik“ statt. Es wurde von Prof. Dr. Christof Wingertszahn und Prof. Dr. Roswitha Burwick (IAG) gemeinsam mit der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf organisiert.

Die IAG hat bisher in vielen Städten 15 Kolloquien zu Themen der Romantikforschung veranstaltet. Im Stammhaus des Patrons der Gesellschaft zu „symphilosophieren“, war ein besonderes Erlebnis für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus den USA, Großbritannien, Ungarn und Deutschland angereist waren. Sie erhielten zudem eine Führung von Roswitha Karbaum durch das Schloss, den Park, die Kirche und die Bibliothek. Die Kunst, schrieb Achim von Arnim, lässt sich nur im Spiel suchen. Romantische Literatur ist in besonderem Maße durch das Spiel gekennzeichnet. Der Spiel-Begriff wird heute in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet, aber in seinem Changieren zwischen Schonräumen, die der Mensch sich in seiner Phantasie schafft, und der pädagogisch-funktionalen Verortung in den Gesellschaftssystemen kann er historisch gewinnbringend auch für die „Goethezeit“ betrachtet werden. Dies wurde in den vielseitigen Beiträgen deutlich.

In dem erfreulich zahlreich besuchten öffentlichen Abendvortrag von Dr. Barbara Steingießer (Goethe-Museum Düsseldorf) erfuhren die Zuhörer und -schauer, welch große Beachtung die unterschiedlichsten Spiele in dem ersten deutschen Mode- und Lifestylemagazin, dem „Journal des Luxus und der Moden“ (1786–1827), einnahmen. Die wissenschaftlichen Beiträge reichten von Untersuchungen zur Poetik Achim von Arnims, Ludwig Tiecks und der Günderrode über Identitässpiele in Arnims Erzählungen und interdiszipinäre Überlegungen zur mathematischen Spieltheorie bis zu den Puppenautomaten von E. T. A. Hoffmann. Auch Goethes optisches Kartenspiel und die Spielkarten des Malers Philipp Otto Runge fanden besondere Beachtung. Das Kolloquium fand in dem formidablen Bärwalde-Saal statt, den der Maler Achim von Arnim-Bärwalde gestaltet hat. Dessen spielerischen Umgang mit der Kunst, den seine Urgroßnichte inspiriert und anschaulich darstellte, hatten alle Teilnehmer täglich begeisternd vor Augen. Von den „Spuren einer verpassten Annäherung zwischen Aufklärung und Romantik“ an reichte der behandelte Zeitraum bis zu Hermann von Pückler-Muskaus Reise nach Ungarn 1839/40, wo er mit seiner Gefährtin Machbuba das „Spiel mit der Ferne“ unter ungarischen Adligen erlebte. Ein Fazit? „Nehmt es nur nicht übel auf, / Denn die Welt hat ihren Lauf.“ So endet Achim von Arnims Lustspiel „Die Capitulation von Oggersheim“, das mit einem Festschmaus schließt. Bei einem Ausflug zur Ruine Bärwalde wurde die Idee laut, doch solche viel zu wenig bekannten Arnim-Dramen für die Schaubühne als Freilichttheater zu inszenieren.

Die Fachvorträge kamen von Prof. Dr. Barbara Becker-Cantarino (Ohio State University), Prof. Dr. Roswitha Burwick (Scripps College Los Angeles), Dr. Christopher Burwick (Colby College Maine), Prof. Dr. Sheila Dickson (University of Glasgow), Dr. Hans Dierkes (Niederkassel), Prof. Dr. Lothar Ehrlich (ehemals Klassik Stiftung Weimar), Prof. Dr. Konrad Feilchenfeldt (LMU München), Dr. habil Dezső Gurka (Gál Ferenc Universität Szeged), Petra Heymach (Berlin), Dr. Renate Moering (ehemals Freies Deutsches Hochstift), Prof. Dr. Olaf L. Müller (Humboldt-Universität Berlin), Prof. Dr. Roger Paulin (University of Cambridge) und Prof. Dr. Christof Wingertszahn (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf).

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