Bilder, Video & Audio

 

Dialektik der Gleichheit.

Achim von Arnims anti-jüdische Rede im Kontext

In deutscher Sprache

Im Frühsommer 1811 hielt Achim von Arnim in Berlin vor der Deutschen Tischgesellschaft eine Rede mit dem Titel Über die Kennzeichen des Judentums. Darin thematisierte er, ob und wie Juden im Alltag zu erkennen seien und bediente sich dabei verschiedener antijüdischer Topoi. Im Gespräch mit Theresa Eisele, Stipendiatin der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf, diskutiert der Historiker Stefan Hofmann die Rede Arnims als paradigmatischen Text der Judenfeindschaft des frühen 19. Jahrhunderts.

Ausgehend von den Motiven und Kontexten der Rede wird ein Panorama antijüdischen Denkens in der Moderne entfaltet und gefragt, wie insbesondere jüdische Künstlerinnen und Künstler darauf reagierten. Damit widmet sich das Gespräch zentralen Themen, die auch in der Gegenwart nicht an Relevanz verloren haben. Es fragt etwa danach, wie sich eine Gesellschaft angesichts des Versprechens bürgerlicher Gleichheit selbst entwirft: Ist Fremdheit und Differenz in der Moderne möglich und unter welchen Voraussetzungen? Welche Möglichkeiten der Zugehörigkeit bestehen und welche Antworten fanden jüdische Künstlerinnen und Künstler auf ihre Ausgrenzung?

Stefan Hofmann ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Europäische Traditionen – Enzyklopädie jüdischer Kulturen“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Er betreut die Reihen „Bibliothek jüdischer Geschichte und Kultur“ und „Archiv jüdischer Geschichte und Kultur“. Von 2012 bis 2017 war er Redakteur der „Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur“ (7 Bde., 2011–2017). In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit den theatralen Dimensionen der jüdischen Akkulturation im langen 19. Jahrhundert in Deutschland (Titel: Von Masken und Mimikry: Jüdische Akkulturation auf deutschen Bühnen 1815–1914). Kürzlich hat er zwei Essays über die Schauspielerin Marie Barkany publiziert, die online auf Deutsch und Englisch nachzulesen sind.

Theresa Eisele arbeitet als Theaterwissenschaftlerin in Wien und Berlin. Sie war Visiting Fellow am Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin (2020/21) und zuvor an der Universität Wien sowie am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur beschäftigt. Im Sommer 2021 ist sie Stipendiatin der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf. Sie forscht zur jüdischen Theatergeschichte Wiens um 1900 und zu Konzepten des Theatralen in kulturellen Formationen. In ihrem Buch erkundet sie eine visuelle Geschichte des „Jüdischen“ in Wien: Szenen der Wiener Moderne. Drei Artefakte und ihre Vorstellungswelten des Jüdischen, Göttingen 2021 (toldot. Essays zur jüdischen Geschichte und Kultur 14, hg. von Yfaat Weiss).

Zurück