Events | Lloyd Corporation: London/Athens (Ausstellung)

Sonntag, 15. August 2021–31. Oktober 2021  |  Schlossvorplatz

Lloyd Corporation

London/Athens ist eine fotografische Serie, die informelle Mitteilungen und Anzeigen im öffentlichen Raum beider Städte seit März 2020 dokumentiert. Die Fotografien entstanden auf Erkundungsstreifzügen der Künstler durch die Straßen ihrer jeweiligen Stadt während der Zeit des Corona-bedingten Lockdowns. Die Bilder zeigen eine Vielzahl persönlicher und politischer Reaktionen auf die völlig neue Situation, mit der wir uns derzeit in der Stadt auseinandersetzen müssen.

Für die Ausstellung auf Schloss Wiepersdorf wurde eine Auswahl der Fotografien als großformatige Außeninstallation produziert. Auf große Aluminiumplatten gedruckt und wie öffentliche Hinweisschilder an Bäumen auf dem Gelände der Residenz für KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen angebracht, bildet die Arbeit einen Eingriff in die umgebende Natur. Die ausgewählten Bilder dokumentieren informelle Mitteilungen, die ursprünglich an Metallpfosten, Laternenpfählen und anderer städtischer Infrastruktur angebracht waren. So und überlagern sich diese Fragmente der Stadt mit den Merkmalen einer ländlichen Umgebung.

Die Fotografien in der Ausstellung London/Athens lenken unsere Aufmerksamkeit auf Aushänge und Mitteilungen, die direkt auf die Coronavirus-Pandemie sowie auf globale politische Konflikte, lokale Initiativen und persönliche Themen reagieren. Von anti-diskriminierender Gerechtigkeit und antifaschistischen Protesten, Umweltschutzkampagnen, Verschwörungstheorien, prekären Arbeitsverhältnissen, verlorenen Geschäften und geliebten Haustieren werden wir in einen komplexen Raum aus öffentlichen und privaten Welten hineingezogen. Dorthin, wo Slogans und Statements eine Reihe von Themen, konkurrierende Ideologien und alltägliche persönliche Kämpfe zur Sprache bringen, damit PassantInnen sie zur Kenntnis nehmen.

Anonym angebracht, bilden diese normalerweise übersehenen Dokumente ein wichtiges öffentliches Gespräch in der Stadt. Mit Klebeband an das städtische Gewebe geheftet, offenbaren ihre Botschaften persönliche und politische Gesichtspunkte der aktuellen Konflikte in der Stadt, ausgelöst durch Krisen des Gesundheitssystems und politische Krisen. Auf städtisches Mobiliar geklebt und von der Zeit und den Elementen verwittert, laden sie uns ein, Fragen zu stellen. Wer hat diese Zettel angebracht und was verrät das über ihr Leben und ihre Erfahrungen? Wie werden diese Erfahrungen in zwei globalen und doch geografisch so unterschiedlichen Städten geteilt, reflektiert oder kontrastiert? Welche Spuren einer körperlichen Besetzung hinterlassen diese Aushänge im öffentlichen Raum in einer Zeit, in der Kommunikation und soziale Interaktion fast ausschließlich digital stattfinden? Wer schenkt diesen Informationen Aufmerksamkeit und wie werden Menschen durch sie bewegt, eingebunden oder begrüßt?  

Den Fotografien ist ein Textwerk zur Seite gestellt, welches auf transkribierten WhatsApp-Gesprächen basiert, die die Künstler im gleichen Zeitraum führten. Der Dialog folgt einer losen Chronologie der jüngsten Ereignisse, wie sie die Künstler erlebt haben, und beschreibt ihre Reaktionen auf diese Zeit des Umbruchs und Konflikts. Von Nachrichten über die Covid-Erkrankung von Familienmitgliedern bis hin zu Diskussionen über die aktuelle Berichterstattung, hebt das Textwerk die fortlaufenden politischen Kommentare, den Austausch und die Freundschaft hervor, die im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Zusammenarbeit stehen und oft als Ausgangspunkt oder Kontext dienen, aus dem ihre visuellen Arbeiten entstehen.

London/Athens baut auf dem langjährigen Interesse von Lloyd Corporation auf, welches sie seit sechs Jahren Mitteilungen und Anzeigen im urbanen Raum sammeln lässt. Ihre Erkundungen umfassen das Dokumentieren und Sammeln von Hunderten von Postern, Botschaften, Aufklebern, Schildern und anderen urbanen Ephemera aus verschiedenen Ländern der Welt. Durch die Verwendung dieses Materials in fotografischen und installativen Arbeiten bringt das Projekt komplexe, widersprüchliche soziale Interaktionen und informelle Kommunikation ans Licht, die von Mensch zu Mensch und in der Öffentlichkeit im urbanen Raum stattfinden.

Ali Eisa und Sebastian Lloyd Rees waren Stipendiaten des Projektes „Art in a Conflicted World“ der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf, das im Jahr 2020 vom Auswärtigen Amt gefördert wurde.

 

 

 

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